Unternehmen lernen meist auf die harte Tour, was Innovation bedeutet. Sie sind oft konservativ oder einfach nur bequem, wenn es um Wachstum geht. Langfristig ist dieser Ansatz nicht mehr tragbar. Unternehmen, die in ihren Reihen den Unternehmergeist (Intrapreneurship) fördern, sind auf Dauer wettbewerbsfähiger. Um neue Ertragsquellen zu suchen, schlankere Prozesse zu etablieren oder um die Organisation kundenorientierter zu gestalten, benötigen Sie allem voran Mitstreiter. Andere Menschen, die ihre Ziele teilen. Die voll mit Ideen und hungrig genug sind, mit diesen Ideen herumzuexperimentieren.
Sicher fragen Sie sich nun, woher Sie solche Mitstreiter nehmen sollen. Nun, die Antwort ist einfach, sie sitzen rund um sie herum. In der Regel hat jedes Unternehmen einen unerschlossenen Schatz an Talenten, die nur auf ihre Stunde warten.
Hilfestellung bietet das aus Mitteln des Landes und des Europäischen Sozialfonds ESF im Rahmen des Programms „Sachsen-Anhalt transnational“ geförderte Projekt „ELLIPSE - Locating and Leveraging the Intrapreneurship Potential of Small Enterprises“.
Im Zeitraum zwischen 01. Mai 2017 und 31. Dezember 2019 wird das Ziel verfolgt, durch organisatorische Weichenstellungen das unternehmerische Denken und Handeln von Mitarbeitern zu stärken. Durch eine praktikable Toolbox soll so das (Innovations-) Potenzial kleiner und mittlerer Unternehmen hierzulande voll ausgeschöpft werden.
Der in den Wirtschaftswissenschaften als „Intrapreneurship“ bekannte Ansatz unterstellt, dass durch ein gestärktes unternehmerisches Verantwortungs- und Entscheidungsbewusstsein der einzelnen Mitarbeiter frühzeitig wichtige Prozess- und Produktinnovationen angestoßen und so die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gestärkt werden kann. Prozesse werden optimiert, neue Ideen nicht mehr nur noch von den Chefs eingebracht, Kosten reduziert und Gewinne gesteigert – der Traum eines jeden Geschäftsführers.
Die Idee eines Projekts für die Entwicklung einer Toolbox zur Mitarbeiterqualifikation und Stärkung von Intrapreneurship-Prozessen kam ursprünglich von der Katholischen Universität Leuven (Belgien). Wissenschaftler entwickelten dort einen durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Projektansatz. Gleichzeitig wurde eine europaweite Suche nach internationalen Partnern angestoßen, um so die Ergebnisse zu fundieren und einen grenzüberschreitenden Wissenstransfer zu gewährleisten.
Aufgrund der langjährigen Erfahrung der tti Magdeburg mit Innovations- und Forschungsprojekten sowie eines umfangreichen Netzwerks an Partnerunternehmen wurde die tti Magdeburg als geeigneter Partner für die Durchführung eines eigenen regionalen Partnerprojekts in Sachsen-Anhalt identifiziert.
Obwohl sowohl ELLIPSE als auch das Partnerprojekt der KU Leuven ähnliche Ziele verfolgen und eine enge Kooperation vereinbart wurde, werden unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte gelegt. Während sich das Projekt der KU Leuven vor allem auf große Unternehmen und Non-Profit-Einrichtungen konzentriert, wird ELLIPSE seinen Fokus auf KMU aus Sachsen-Anhalt legen. Während der ca. 2,5-jährigen Projektlaufzeit werden beide Partner strukturierte Erhebungen vornehmen.
Auf Grundlage ausführlicher Interviews und umfangreicher Standardbefragungen werden in beiden Projekten Handlungsempfehlungen zur Stärkung von Intrapreneurship-Prozessen entwickelt und diese in einer intuitiv bedienbaren Toolbox einer großen Bandbreite an Unternehmen nutzbar gemacht.
Intrapreneurship beschreibt das unternehmerische Verhalten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Für den Mitarbeiter eines Unternehmens bedeutet Intrapreneurship eigenverantwortliches Handeln und die in einem weiten Rahmen selbst gesetzten Zielen engagiert zu verfolgen. Voraussetzung dafür sind Kreativität, Ideenreichtum, Kostenbewusstsein, die Fähigkeit, Rückschläge zu verkraften, ein Mindestmaß an unternehmerischem Talent und nicht zuletzt Teamfähigkeit. Der Intrapreneur ist ein Mitarbeiter, der wie ein Unternehmer im Unternehmen agiert.
Intrapreneure konzentrieren sich darauf, Veränderungen im Unternehmen voranzutreiben die einen langfristigen Wert für das Unternehmen schaffen. Hierbei ist persönliche Initiative gefragt. Heutzutage wird angenommen, dass jeder Arbeitnehmer der Experte auf seinem eigenen Gebiet ist.
Kleine (Prozess-) Änderungen können großen Einfluss auf Effizienz und Effektivität haben. Niemand als der/die Verantwortliche selbst weiß besser, was seinen oder ihren Job verändert oder wie man besser in ihm wird.
Für ein Unternehmen bedeutet Intrapreneurship, Rahmenbedingungen zu schaffen und eine Unternehmenskultur vorzuleben, in der sich die Intrapreneure entfalten können. Das erfordert auf der Organisationsebene des Unternehmens neben der Bereitstellung der erforderlichen Ressourcen, die Schaffung von erfolgsabhängigen Anreizen, Informationswege zu verkürzen, die Arbeit des Angestellten zu fördern, aber auch Ergebnisse einzufordern.
Intrapreneure existieren in den verschiedensten Ausprägungen. Mitarbeiter, die danach streben, eine kleine Idee zur Verbesserung ihres Arbeitsumfelds umzusetzen, genauso wie jene, die ein vollkommen neues Produkt entwerfen, um dieses innerhalb des Mutterunternehmens oder in einer Ausgründung zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.
Richard Branson erklärt hierzu: „Virgin ist ein gutes Beispiel einer Firma, welche nie zu dem geworden wäre, was sie heute ist, ohne verschiedene Intrapreneure zu ermutigen, gegen den Strom zu schwimmen.“ Laut ihm müssen Angestellte die Regeln brechen, um ihren Arbeitgeber von der Basis aus zu fördern. Wichtige und etablierte Unternehmen wie Vodafone, Virgin, Nike, Apple und Google wirken international als Magnete für kreative Menschen und Intrapreneure. Während Intrapreneurship außerhalb der Unternehmen oft unsichtbar ist, ist es für kleinere Unternehmen ein wichtige Zutat für den Markterfolg, zu dem jeder Angestellte seinen Beitrag leisten kann.
Das Projekt ELLIPSE will einen Beitrag dazu leisten, Intrapreneurship-Prozesse und die hierfür notwendigen Voraussetzungen besser zu verstehen. Mittelfristig zielt das Projekt dabei auf die Entwicklung einer „Intrapreneurship-Toolbox“ ab, um Einrichtungen und Unternehmen bei der Qualifikation ihrer Mitarbeiter zu stärken, wichtige Prozesse in kleinen und mittleren Unternehmen in Sachsen-Anhalt zu verstehen und gegebenenfalls anzustoßen. Die Toolbox soll den Unternehmen und Mitarbeitern dabei wichtige Tipps geben, wie durch organisatorische oder individuelle Veränderungen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit regionaler Unternehmen gestärkt werden kann.